Auf meine kleine Anfrage bei den Anbietern von Industriesoftware bezüglich ihrer Haltung zum weiteren Geschäft mit dem Aggressor Putin gab es unterschiedliche Antworten. Am klarsten sind noch die von PTC und Autodesk, die ihr gesamtes Geschäft in Russland eingestellt haben.
In keiner Erklärung wird der Krieg auch Krieg genannt. Überall ist von Konflikt und Krise die Rede. Offenbar fürchten die Unternehmen sogar Nachteile für ihre Mitarbeiter in Russland, wenn sie sich nicht der Diktion Putins unterwerfen.
Bei Bentley Systems ist über das weitere Vorgehen noch nicht entschieden. Auch von Eplan gibt es noch keine Stellungnahme. Die Procad-Gruppe hat mit Wirkung vom 27.2. alle Lieferungen und Leistungen aus Russland eingestellt. Aras hat keine Subscriber in Russland. Siemens und Dassault Systèmes haben ihre Sorge zum Ausdruck gebracht und angekündigt, kein Neugeschäft mit Russland zu machen. Das bedeutet aber vermutlich im Umkehrschluss, dass laufende Installationen weiterhin Support erhalten.
Bei SAP (Screenshot von der Homepage) wird dies besonders deutlich. SAP hat erst auf ausdrückliche Aufforderung aus der Ukraine reagiert, allerdings beschämend zurückhaltend. Die Unterstützung Russlands wird keineswegs im nötigen Umfang eingestellt. Am 8.3. schrieb die Rhein-Neckar-Zeitung:
„Ukraine appelliert an SAP: Der ukrainische Vizepremierminister und Minister für digitale Transformation, Mykhailo Fedorov, hat an die Walldorfer SAP appelliert, ihre in der vergangenen Woche verkündeten Maßnahmen in Russland zu verschärfen. „Danke an SAP für den Verkaufsstopp in Russland“, schrieb er über den Nachrichtendienst Twitter. „Aber das ist nicht genug! Die Armee der blutigen Eindringlinge tötet weiterhin unsere Zivilbevölkerung. Wir bitten Sie, die Unterstützung von SAP-Produkten einzustellen, solange russische Panzer und Raketen die Ukraine angreifen!“
Ein SAP-Sprecher wollte auf den neuerlichen Vorstoß des ukrainischen Vizepräsidenten am Montag nicht eingehen. Schon in der vergangenen Woche hatte sich Fedorov an die SAP gewandt. Moderne Technologie sei im Jahr 2022 auch der Weg, „wie wir unser Land und unsere Bürger verteidigen können, und deshalb brauchen wir Ihre Unterstützung“, schrieb er in einem offenen Brief. Daher hoffe man, dass SAP nicht nur zuhöre, sondern auch alles tun werde, um die Ukraine, Europa und schließlich die ganze Welt vor der blutigen russischen Aggression zu schützen. „Daher appelliere ich an Sie, die Bereitstellung von SAP-Dienstleistungen und -Produkten zu stoppen, bis Putins Angriff auf unser Land beendet ist“.
SAP-Vorstandschef Christian Klein hatte daraufhin reagiert und angekündigt, das Geschäft in Russland herunterzufahren. „Im Einklang mit den Sanktionen stellen wir unser Geschäft in Russland ein und pausieren außerdem den Verkauf aller Dienstleistungen und Produkte“, schrieb er am Donnerstag. Bestandskunden, die nicht unter die Sanktionen fielen, würden aber „im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen weiter bedient“, hatte ein Sprecher hinzugefügt. Ein Neugeschäft werde es vorerst nicht geben. Welche Geschäfte konkret eingestellt werden sollen, sagte der SAP-Sprecher nicht. Medienberichten zufolge gehört zu den SAP-Kunden in Russland etwa die Sberbank oder die Fluggesellschaft Aeroflot.“
Es ist also nicht unwichtig, wie sich die Anbieter von Software zum Einsatz im Engineering und generell in der Wirtschaft jetzt verhalten. Vielleicht müssen die Kunden hierzulande ihnen helfen, diese Bedeutung zu verstehen?