Für die in Aufbau befindliche Seite Smart Automation auf diesem Nachrichtenportal haben wir eine Umfrage unter Anbietern offener Plattformen gemacht. 9 haben sich beteiligt und erlauben einen Blick auf diesen Marktplatz. Die neuen Plattformen stoßen Türen zum industriellen Internet der Dinge auf, die über die reine Automatisierung der Produktion hinausgehen. Die von den Anbietern verwendete Begrifflichkeit ist dabei noch nicht einheitlich und eindeutig.
Die Beteiligten sind eine interessante Mischung aus IT-Anbietern und bisher als Automatisierungs-Anbieter bekannten Firmen. Allein das zeigt, dass tatsächlich momentan die bisher starren Grenzen zwischen Operation Technology (OT) und Information Technology (IT) verschwimmen beziehungsweise durchlässiger werden.
Die an der Umfrage beteiligten Anbieter und ihre Plattformen in alphabetischer Reihenfolge der Firmennamen: Bosch Rexroth mit ctrlX AUTOMATION; Contact Software mit Elements for IoT; German Edge Cloud mit ONCITE DPS; KEBA mit Kemro X; Lenze mit NUPANO; Phoenix Contact mit PLCnext Technology; Siemens mit Industrial Operations X; WAGO mit WAGO ctrlX OS und WAGO OS; Weidmüller mit easyConnect.
Einige der genannten Plattformen sind Mitte März auch in zwei Artikeln von Michael Corban bei KEM vorgestellt worden. Ergänzende Informationen und eine zweite Sicht auf diesen Marktplatz finden sich in Teil 1 und Teil 2 bei KEM.
Neutrale Sicht auf den neuen Markt offener Plattformen
Dabei wird schon die erste Übersicht auf der Seite Smart Automation zeigen, dass es nicht nur IT-Anbieter wie Contact Software und Siemens sind, die neben der Fertigung auch ganz andere Themen aus dem riesigen Feld des Internets der Dinge adressieren.
Es zeichnet sich ab, dass der Einstieg der Industrie in die praktische Nutzung der Internet-Technologie mit kleinen Containern und Microservices schlagartig Türen öffnet, die bisher verschlossen waren.
Ein Beispiel für solche neuen Möglichkeiten ist das Management des Energieverbrauchs, gekoppelt an Produkt und Produktion, wie es beispielsweise bei Rittal mit ONCITE DPS von German Edge Cloud im Visier ist.
Composable Software aus containerisierten Apps auf Linux-Basis macht möglich, was mit monolithischen Systemen fast undenkbar schien oder nicht gut und schnell genug funktionierte.
Die Richtung lautet: Offenheit
Fast alle aufgeführten Plattformen basieren auf dem offenen Betriebssystem Linux, das sich mit seinen Möglichkeiten zur Nahe-Echtzeit-Unterstützung in der Industrie durchgesetzt hat. Wenn verschiedene Anbieter – etwa Bosch Rexroth oder Weidmüller – ihre Lösungen als „mit eigenem Betriebssystem“ bezeichnen, dann ist dies in der Regel eine eigene Laufzeitumgebung, die auf Linux basiert. Ein zu Linux alternatives Betriebssystem ist bislang nicht bekannt. Wozu auch.
Die meisten Plattformen bieten Kunden und Softwareentwicklern von Dritten entweder eine eigene Entwicklungsumgebung wie PLCnext Engineer von Phoenix Contact, oder sie unterstützen die Nutzung marktgängiger Entwicklungsumgebungen und Programmiersprachen für die App-Entwicklung wie Kemro X von KEBA. Eine weitere Möglichkeit bietet Lenze: Hier wird das Deployment und Management fertig abgelieferter und schon containerisierter Apps für NUPANO übernommen.
Es gibt auch bereits Ökosysteme um einzelne Plattformen, in denen vorher nur als Wettbewerber aufgetretene Firmen Partner sind und einer die offene Plattform des anderen für das Geschäft nutzt. So setzt WAGO auf die Plattform ctrlX AUTOMATION von Bosch Rexroth. Das deutet in eine Richtung, die Lenze mit der Losung „United Federation of Platforms“ als wünschenswertes Ziel ausgegeben hat. Auf dass die Plattformen auch gegenseitig größtmögliche Offenheit praktizieren.
Mit den offenen Plattformen für Smart Automation hat eine Entwicklung begonnen, die Hoffnung macht. Die Industrie reißt Schritt für Schritt die Mauern ein, die in den letzten Jahrzehnten durch proprietäre Hard- und Software in OT und IT die Innovationskraft teilweise gebremst haben.