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Am 6. Juni veranstaltete Scheer Network in München einen Roundtable mit Prof. August Wilhelm Scheer unter dem Titel „Digitale Transformation: Was ist der Outcome für Ihr Unternehmen?“ Die Antwort von Scheer, kurz zusammengefasst: Plattformdenken und Composable Enterprise. Unternehmer müssten eine strategische Sicht auf Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten haben und den kurzfristigen Hype vom wichtigen Trend unterscheiden können. Derzeit deutet für Scheer in der IT alles auf einen Trend von monolithischen Systemen zur Plattform hin, um ein Composable Enterprise zu ermöglichen.

August Wilhelm Scheer hat über die Jahrzehnte schon drei Hype-Wellen der KI erlebt, die alle in sich zusammenfielen, bevor eine solche Technologie heute realisierbar ist. Und er hat viele Entwicklungen der IT in der Industrie und Wirtschaft erlebt und aktiv mitgestaltet.

Mit der ARIS-Methode für Enterprise Architecture und Prozessmanagement hat er selbst einen wichtigen, nach wie vor international eingesetzten Baustein geschaffen, um die Unternehmensprozesse zum Kern erfolgreicher Unternehmensführung zu machen.

Prof. August Wilhelm Scheer 2023 beim Münchner Management Kolloquium. (Foto Sendler)

Zu solchen Systemlandschaften führen monolithische Systeme mit 1:1-Schnittstellen wie hier beim Händler Dodenhof, Kunde von Scheer, vor der Transformation. (Foto Sendler)

Und so sieht die Systemlandschaft im selben Haus mit Plattform und APIs aus. (Foto Sendler)

Von Direktschnittstellen zu API-Management

Nicht zuletzt ist Scheer seit langer Zeit enger Partner von SAP. Er hat mitgewirkt an der ERP-Geschichte, die erst ein Erfolg werden konnte, als die zentrale Datenbank die Basis für ein monolithisches System wurde, das tatsächlich über Abteilungsgrenzen hinweg mit denselben Daten zu arbeiten erlaubte.

Heute ist nach seinen Worten diese monolithische Architektur nicht mehr geeignet, und auch SAP verabschiede sich davon. Nicht nur um übernommene Softwareunternehmen wie zuletzt WalkMe schneller und sinnvoller anbinden zu können. Die immens gewachsenen Datenmengen bei einer unüberschaubaren Vielfalt von Varianten lassen sich aus seiner Sicht nur auf der Basis von Plattformarchitekturen verarbeiten und analysieren. Deshalb bewege sich auch SAP in diese Richtung.

So, wie sich auch die organisatorische Struktur der Unternehmen von zentralistischen Architekturen zu einer zentral geführten Plattform kleiner, weitgehend autonomer und flexibler Einheiten entwickle. Hier bezieht sich Scheer wie in seinem jüngsten Buch „Composable Enterprise: agil, flexibel, innovativ“ (Springer Vieweg) auf eine Studie von Gartner, die den Begriff Composable Enterprise geprägt hat.

Dem muss die IT-Architektur gerecht werden. Das veranschaulichte er an mehreren Beispielen von Kunden wie auch an der Struktur der Scheer Holding selbst. Statt unzähliger 1:1 Schnittstellen zwischen einzelnen Anwendungen gebe es in der IT einen klaren Trend zu Plattformen, auf denen alle unterschiedlichen Systeme nur über ihre API (Application Programmable Interface) gekoppelt seien und die jeweils benötigten Daten aktuell austauschten. Das Management der API werde künftig ins Zentrum rücken.

Scheer bezog diesen Trend auf alle Unternehmensprozesse, auch wenn sich die genannten Kundenbeispiele und die Aktivitäten des eigenen Hauses schwerpunktmäßig um die Prozesse der Auftragssteuerung und Unternehmensführung drehten.

Beleg: Der Markt der Smart Automation Plattformen

Eines der von ihm erwähnten Beispiele etwa war Rittal, wo Scheer als Partner bei der erfolgreichen Implementierung der digitalen Produktionsplattform ONCITE DPS der Rittal-Schwester German Edge Cloud (GEC) beteiligt ist.

Die Entwicklung nicht nur von ONCITE DPS, sondern des gesamten Marktes Linux-basierter Automatisierungsplattformen, wie sie in der Marktübersicht Smart Automation zusammen mit der Plattform von GEC aufgeführt sind, kann man als Beleg für den von Scheer identifizierten Trend nehmen. Wer schnell, flexibel und innovativ genug sein will, um die aktuellen Herausforderungen in der Industrie zu bewältigen, wird an diesem Trend zur offenen Plattform nicht vorbeikommen.