Seite wählen

Nur wenige Wochen nach dem Go-live der Marktübersicht Smart Automation Mitte April hat Bosch Rexroth eine eigene Unterseite dazu freigeschaltet. Mit allen Anbietern werden jetzt von Industrie-Digitalisierung Expertengespräche geführt, um die Besonderheiten ihrer Plattformstrategien herauszuarbeiten. Die Marktübersicht kommt offenbar zur richtigen Zeit. Sie schafft für den neuen Markt offener, Linux-basierter App-Plattformen für Hersteller, Kunden und Interessenten die nötige Transparenz.

In der Marktübersicht Smart Automation sind derzeit 13 App-Plattformen von 12 Anbietern vertreten:

Bosch Rexroth mit ctrlX AUTOMATION, Contact Software mit Elements for IoT, FLECS Technologies mit FLECS, German Edge Cloud mit ONCITE DPS, KEBA AG mit Kemro X, Lenze mit Lenze NUPANO, Phoenix Contact mit PLCnext Technology, SALZ Automation mit SALZ Controller, Siemens mit Industrial Operations X, TTTech Industrial Automation AG mit Nerve, WAGO mit WAGO OS und WAGO ctrlX OS, Weidmüller mit easyConnect bzw. u-OS.

Es ist spannend, die Entwicklung dieses Marktes zu beobachten. Eine Studie von Gartner kam 2022 zu dem Schluss, dass bereits 2025 60 Prozent aller neuen Fertigungslösungen, bisher das Gebiet von monolithischen Manufacturing Execution Systems (MES) und proprietärer SPS-Software, aus zusammensetzbarer (composable) Software bestehen werden. (Siehe dazu die Hintergrundartikel zu Composable Software.)

Ebenfalls 2022 gab es eine Bekanntgabe der Friedhelm Loh Group auf der Hannover Messe: Mit dem ONCITE Digital Production System (DPS) der 2021 gegründeten Tochter German Edge Cloud (GEC) werde gerade das neue Rittal-Werk in Haiger als Smart Factory aufgebaut.

Auch zwei weitere Anbieter aus der Übersicht wurden 2021 gegründet: FLECS Technologies und SALZ Automation. Zufall? Nicht wirklich. Die Gründungen waren unter anderem eine Antwort auf die Verfügbarkeit eines Linux, das erstmals erlaubte, in Nahe-Echtzeit auch Maschinen und andere in der Fertigung eingesetzte Geräte sicher zu steuern.

Drei Jahre später ist nicht mehr zu übersehen, dass im Industrieland Deutschland und im gesamten deutschsprachigen Raum die neuen Plattformen für Container-Apps, die über API miteinander und mit beliebigen Geräten kommunizieren können, einen eigenen Markt bilden. Hier dürfte in den kommenden Jahren das Herz der digitalen Transformation schlagen. Die Anbieter kommen auch aus der Branche der Standard-IT, etwa Contact Software und Siemens. Aber der größere Teil sind Industrieunternehmen mit Elektronik- oder Automatisierungs-Produkten, oder eben speziell für eine App-Plattform neu gegründete Start-ups.

Ausschnitt der neuen Anbieterseite von Bosch Rexroth

Was für ein Unterschied zwischen den alten monolithischen Systemen, bei denen der Kunde oft mehr als ein Jahr Geduld brauchte, wenn er irgendeine neue Funktionalität realisieren wollte. Jetzt sind agile Entwicklung und Methoden wie DevOps gefragt, bei denen die Entwicklung und Bereitstellung von Software-Apps automatisiert und parallel abläuft und eine Down-time verknüpfter Umgebungen für Update, Änderung und Ergänzung weitgehend ausgeschlossen ist.

Genauso lebendig ist die Marktübersicht Smart Automation. Weil sie online verfügbar ist, steht einer schnellen Anpassung von Angaben einzelner Anbieter nichts im Wege. Regelmäßige Updates gibt es jeweils halbjährlich vor Hannover Messe und SPS, derzeit wohl die wichtigsten und größten Messen im Umfeld der Automatisierung.

Ein wichtiges Element der Marktübersicht werden Anbieterseiten sein, mit denen Hersteller der Plattformen die Besonderheiten ihres Angebots gegenüber dem Markt herausstellen und im Detail erklären können, bis hin zu Videos und Whitepaper-Angeboten. Bosch Rexroth hat als erster Anbieter eine solche Seite freigeschaltet. Zwei weitere sind derzeit in Arbeit.

Wie lebendig die Marktübersicht ist, zeigte sich gleich nach dem Go-Live: Drei Anbieter, die gar nicht angefragt worden waren, meldeten sich: FLECS Technologies, SALZ Automation und TTTech Industrial Automation. Innerhalb weniger Tage wuchs die Übersicht von 9 auf 12 Anbieter.

Manche Unternehmen haben eine Teilnahme bisher gescheut, weil sie mit ihrer entsprechenden Entwicklung noch nicht weit genug sind. Manche wissen vielleicht nicht, dass es diese Marktübersicht gibt. Wer dabei sein will, kann sich und seine Plattform Smart Automation sehr einfach registrieren. Er bekommt dann Zugang zum Online-Fragebogen und wird kostenlos als Plattformanbieter aufgenommen.

Wenn nicht alles täuscht, läutet genau dieser Markt offener, Linux-basierter App-Plattformen die nächste Stufe der Automatisierung in der Industrie ein. Er könnte die große Chance der Industrie im deutschsprachigen Raum sein, ihre Position im Weltmarkt zu halten und auszubauen. Weder aus den USA noch aus China sind vergleichbare Lösungen bekannt.