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30. Münchner Management Kolloquium

Das Münchner Management Kolloquium (MMK) ist der größte Wirtschaftskongress in Deutschland. Seit nunmehr 30 Jahren wird er von Prof. Horst Wildemann organisiert und versammelt jedes Jahr die Crème de la Crème der Industrie-Manager, aber auch aus Politik, Forschung und IT-Industrie, in der Technischen Universität München zur Debatte der aktuellen Trends und Herausforderungen.

Zum 30. MMK am 7. und 8. März lieferten rund 80 von ihnen mit ihren Beiträgen den Stoff für die Gespräche. Das Motto in diesem Jahr lautete: „Innovation – Nachhaltigkeit – Resilienz; Wachstum durch neue Wertmodelle“. Von ABB über BioNTech bis Zeppelin, vom Großkonzern bis zum Start-up von der TU München, von Microsoft bis Dassault Systèmes waren die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger auf der Bühne und im Publikum.

Das 31. Münchner Management Kolloquium findet am 5. und 6. März 2024 statt.

Prof. Horst Wildemann (Foto Sendler)

Prof. August-Wilhelm Scheer (Foto Sendler)

Ein inspirierendes und passendes Schlusswort

Die Schluss-Keynote beim 30. Münchner Management Kolloquium hielt mit Prof. August-Wilhelm Scheer der Mann, der bereits in den achtziger Jahren mit seinem berühmten Y-Modell der Prozessintegration auch den Weg der Industrie-Digitalisierung vorzeichnete. Mit Schwerpunkt auf der zunehmenden Integration der Unternehmensprozesse und ihrer Unterstützung durch IT. Jetzt stand sein sehr inspirierender Vortrag unter dem Titel: „Agil, flexibel, autark – Ist das Composable Enterprise der Game-Changer für die IT?“ Und es könnte sein, dass er gerade erneut die Richtung zeigt, in der sich in den nächsten Jahren die Unternehmenssoftware sehr grundlegend verändert.

Das Analystenhaus Gartner hat im Februar 2020 die Studie „Future of Applications: Delivering the Composable Enterprise“ vorgelegt. Im Kern ist die darin formulierte Einschätzung für die kommenden Jahre: „Die Anwendungen der Zukunft basieren auf einer demokratisierten Self-Service-Integration: Im „Composable Enterprise“ werden Entwicklung und Integration kombiniert, um eine allgegenwärtige Zusammenstellung von maßgeschneiderten Anwendungen zu ermöglichen.“

Modular, flexibel, „composable“

Prof. Scheer bezog sich auf die Studie und erläuterte, dass ein „Composable Enterprise“ nicht nur modular aufgebaut sein und weitgehend autarke Prozesse haben müsse. Natürlich müsse dann auch die eingesetzte Unternehmenssoftware genauso einfach angepasst und flexibel miteinander in Funktion gesetzt werden können. Mit monolithischen Systemen wie in der Vergangenheit sei das nicht möglich. Und auch die bisher üblichen Direktschnittstellen reichten dafür nicht aus. Vielmehr werde künftig das Zusammenwirken und die Datenkommunikation zwischen Applikationen über die Qualität und Zuverlässigkeit ihrer Application Programming Interfaces (API) bestimmt.

Die Gesamtarchitektur eines „Composable Enterprise“ (Foto Sendler)

Die Scheer Group hat dafür ein neues Produkt entwickelt und – getreu dem Motto des Composable Enterprise – eine eigene Organisation Scheer PAS geschaffen. Ihr Angebot: die Process Automation & Integration Platform. Mit einem eigenen Low-Code Tool erlaubt diese Plattform dem Kunden, die unterschiedlichsten Anwendungen, die bei Gartner „Packaged Business Capabilities (PCB) heißen, über ihre APIs miteinander zu verbinden.

Als sehr anschauliches Beispiel zeigte Prof. Scheer, wie beim Onlineshop Dodenhof mit zwei Standorten in Norddeutschland die IT-Landschaft vor dem Einsatz der Scheer PAS Plattform aussah, und wie danach.

Vor der Integration mit Scheer PAS ein verwirrendes, unübersichtliches Szenario (Foto Sendler)

Vorher war diese IT-Landschaft ein selbst an der Oberfläche kaum zu entwirrendes Geflecht von Standorten, Internetshops und Marktplätzen mit allein fünf Warenwirtschaftssystemen, einem Kassensystem und diversen Spezialsystemen, die – wo nötig – über Punkt zu Punkt Verbindungen miteinander gekoppelt waren. Schon das Bild lässt den ungeheuren Aufwand vorstellbar werden, den diese IT für das Unternehmen bedeutete. Und auch wenn es im Handel noch etwas mehr Diversität der Systeme geben dürfte – jedes Industrieunternehmen kann vermutlich sofort den Vergleich zur eigenen IT ziehen, wenn Kunden, Lieferanten und alle Kernprozesse berücksichtigt werden.

Mit Scheer PAS Plattform geordnete Systemlandschaft (Foto Sendler)

Das Bild nach der Integration mit Scheer PAS macht schlagartig deutlich, welche extreme Vereinfachung der Umbau der gesamten Landschaft in eine „Composable Anwendungsarchitektur“ mit sich bringt. Im Zentrum des Online Handels steht hier die SAP Systemlandschaft, und alle anderen Applikationen sind mit Scheer PAS über APIs gekoppelt. Lose verknüpft, jederzeit austauschbar. Man ahnt: der Aufwand steckt im Umbau der Architektur, danach wird das Management erheblich einfacher.

Um diese neue Architektur auch in der Industrie zu verankern, hat Prof. Scheer übrigens im letzten Jahr mit Prof. Friedhelm Loh eine strategische Partnerschaft geschlossen. Ein sehr schönes Beispiel, wie jahrzehntelange und sehr erfolgreiche Erfahrung gebündelt und für die Ausrichtung in die Zukunft bereitgestellt werden kann.