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Eplan hat auf der Hannover Messe 2025 online vorgeführt, welche Möglichkeiten ihr neuer Eplan Copilot für die Automatisierung der Schaltschrankentwicklung bietet. Industrielle KI, Made in Germany, hilft in Sekunden zu Ergebnissen, die normalerweise Tage oder Wochen brauchen. Für KI setzt Eplan und sein Team um Marcus Reitz, Head of Data Science Services, auf die Zusammenarbeit mit Microsoft und Siemens.

„KI wird das Engineering der Zukunft revolutionieren“, so Sebastian Seitz, CEO von EPLAN und Cideon, zur Einleitung der Pressevorführung in Hannover. „Wir verbinden die KI mit unserer Kenntnis der Industrie-Prozesse und Standarddaten im Engineering und zeigen Ihnen hier, welche greifbare Vorteile das für die Beschleunigung des gesamtem Prozesses hat.“

Dass auch Ingenieure bei der Arbeit mit KI unterstützt werden können, von der Suche nach Informationen und Daten bis zur Verbesserung ihrer Arbeit am Computer einschließlich der Softwareentwicklung, ist zwei Jahre nach der Vorstellung von ChatGPT kein Geheimnis. Aber das, was Eplan dieses Jahr in Hannover gezeigt hat, bekommt man nicht mit ChatGPT oder irgendeinem der KI Co-Piloten, wie sie inzwischen für diverse Zwecke im Markt sind. Denn in dieser speziellen KI steckt das Fachwissen der Eplan-Experten, verbunden mit dem Zugriff auf standardisierte Daten des Schaltschrank-Engineerings.

Was ein Maschinenbauer von einem Kunden erhält, der eine neue Maschine oder Anlage kaufen will, sind technische Unterlagen und Stücklisten der vorgesehenen Teile. Bezüglich des Schaltschranks, über den die Maschine mit Strom und Steuerungssignalen versorgt werden soll, sind das vor allem Stromlaufpläne und Stücklisten.

Sebastian Seitz, CEO Eplan und Cideon, erläutert Hintergrund und Strategie der Entwicklung des Eplan Copilot (Foto Sendler)

Mit Stückliste und Schaltplan automatisch zum Schaltschrank …

Dazu den passenden Schaltschrank zu entwickeln, ist kein Kinderspiel. Im Zentrum der Arbeit steht die Montageplatte, auf der sämtliche Komponenten befestigt und verkabelt werden müssen, und ein Gehäuse, das auf die konkreten Inhalte und Bedingungen zugeschnitten ist. Von seiner Größe, vom Bauraum für die Komponenten und vom zusätzlich nötigen Raum etwa für die Kühlung.

Und dennoch ist es in gewisser Weise eine Routinetätigkeit. Es sind immer fast dieselben Probleme, die gelöst werden müssen, dieselben Datenquellen, die zu durchsuchen sind, weil keiner etwas neu bauen will, was das Unternehmen ähnlich schon gemacht hat. Was also wäre, wenn der Ingenieur seine konkreten Anforderungen einer KI geben könnte, die dazu den passenden Schrank und eine unmittelbar nutzbare 3D-Montageplatte liefert?

Genau das hat Eplan gemacht. Aufbauend auf wichtigen Voraussetzungen, über die kaum ein anderes Unternehmen verfügt. Mit dem Eplan Data Portal gibt es eine mittlerweile riesige Bibliothek von rund 2 Millionen Elektrotechnik-Komponenten, die neben Eplan selbst von circa 500 Herstellern zur Verfügung gestellt werden. Abgespeichert in einem Eplan Data Standard, der sich auf einem guten Weg zum Industriestandard befindet. Diese Daten sind öffentlich verfügbar, also auch für KI-Training und Algorithmen nutzbar. Das Eplan-CAD-System wiederum unterstützt den Konstrukteur mit einer Vielzahl intelligenter Funktionen beim Engineering von Montageplatte, Schaltschrank und Verkabelung in 3D.

Auf dieser Basis und mit Hilfe des Microsoft Azure Open AI Service hat das Entwicklungsteam um Marcus Reitz den Eplan Copilot entwickelt.

Marcus Reitz, Head of Data Science Services, bei der Vorführung des automatisierten Montageplatten-Layouts auf der Hannover Messe 2025 (Foto Sendler)

Nur knapp drei Monate nach dem Start des Projekts konnte er der Presse und den Besucherinnen und Besuchern bereits auf der Hannover Messe online vorgeführt werden.

Der Nutzer verwendet eine Stückliste als Input für den Copilot und fragt nach eventuell schon vorhandenen Schaltschränken, die dazu passen. Bereits nach wenigen Sekunden werden zwei oder drei in Frage kommende Modelle angezeigt und zur Auswahl und weiteren Bearbeitung angeboten. Der erste Schritt, der normalerweise Nerven und Zeit kostet, wurde automatisiert.

… und zur Montageplatte

Mit einer weiteren Anfrage fordert der Nutzer nun den Copiloten dazu auf, ein Layout für die in den Schrank zu bauende Montageplatte mit allen Komponenten, einschließlich Kabelkanälen und Hutschienen, vorzuschlagen. Und wieder ist wie auf Knopfdruck das Ergebnis als 3D-Modell verfügbar, was sonst eine Arbeit von Tagen oder Wochen ist. Der Anwender kann es unmittelbar in ein Eplan Projekt laden und bei Bedarf letzte Korrekturen und Anpassungen vornehmen. Die Lösung ist nach Aussage von Sebastian Seitz noch nicht auf dem Markt. Aber die Gesichter der an der Pressevorführung teilnehmenden Journalistinnen und Journalisten verrieten, dass wohl die meisten davon ausgehen, dass es in kurzer Zeit so weit sein wird.

In einem Video wurde von Marcus Reitz eine weitere KI-Lösung gezeigt, die in enger Zusammenarbeit mit Siemens und deren Engineering Copilot realisiert wurde. Einige Komponenten in einem Eplan-Projekt werden für eine Konstruktion im Siemens TIA Portal ausgetauscht. Und dies geschieht ohne manuelle Konvertierung zwischen den beiden zugrundeliegenden Datenformaten automatisch. Laut Siemens und Eplan ist das der Anfang einer tiefergehenden Integration der beiden Systeme. Sie wurde von Dr. Friedhelm Loh, Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group, der Muttergesellschaft von Eplan, und Cedrik Neike, CEO der Siemens Digital Industries Software, auf der SPS im November 2024 vereinbart.

Eplan arbeitet, so Sebastian Seitz, an einer KI-Lösung, die vom Kunden nicht als ,Black Box‘ wahrgenommen werde, sondern ihre Vorschläge und Entscheidungen begründen kann. Dass der Markt reif dafür ist, bezweifelt wohl niemand. Dass Eplan liefern kann, zeigte die Messevorführung.