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Offene, Linux-basierte Automatisierungsplattformen schaffen Raum für Innovation. Ein gutes Beispiel liefert das junge schwedische Unternehmen Cognibotics, auf der automatica 2025 gleich bei zwei Partnern mit seiner brandneuen Software Juliet&Romeo: bei Bosch Rexroth und bei KEBA. Offenheit und die Nutzung von Standards ermöglichen die Konzentration auf die Kernkompetenz. Und Industrie-Innovation, die keiner der Großen liefert.

Das schwedische Unternehmen Cognibotics wurde 2013 von CTO Klas Nilsson gegründet. Als Spin-off aus den RobotLabs der Technischen Fakultät (LTH) der Universität Lund in Südschweden. Grundidee war die Nutzung von Daten zu Motordrehmomenten und Spannvorrichtungen zur hochpräzisen Kalibrierung von Roboterbewegungen.

In verschiedenen von der EU finanzierten, sowie in schwedischen wissenschaftlichen Projekten für automatische Steuerung und Mechatronik baute Cognibotics seine Aktivitäten kontinuierlich aus.

Heute bietet der Hersteller eigene Hardware zu diesen Themen für die Produkte etlicher namhafter Roboterhersteller, etwa für die Kalibrierung von Roboterarmen oder auch Handhabungsgeräte für Kommissionierung in der Intralogistik.

Neuartige Roboterprogrammierung von Cognibotics (Bild Cognibotics)

Seit 2025 gehört auch eine eigene Robotik-Programmiersprache namens Juliet&Romeo zum Portfolio. Es ist ein sehr modernes Programmierframework mit einer generischen Hochsprache für Robotics. Das Ergebnis sind Apps, die unter Linux als Container laufen. Dafür ging Cognibotics auf die Suche nach fertigen Automatisierungsplattformen. Und wurde bei KEBA und Bosch Rexroth fündig.

Für Innovation ist Offenheit entscheidend

Es ist ein hervorragendes Beispiel für die Rolle der offenen, Linux-basierten Automatisierungsplattformen als Innovationstreiber. Auf der Robotik- und Automatisierungsmesse automatica 2025 in München, wurde Juliet&Romeo bei beiden neuen Partnern vorgestellt. Bei Bosch Rexroth auf ctrlX OS und ctrlX Core. Bei KEBA auf Kemro X.

Cognibotics zeigt Juiet&Romeo auf dem automatica-Stand von Bosch Rexroth (Foto Sendler)

Diese sehr spezielle Software und ihre Funktionalität ist nichts, auf das die beiden Automatisierer selbst ihre Entwicklungskapazitäten konzentrieren wollen. Und die Linux-Plattformen von Bosch Rexroth und KEBA sind nichts, was Cognibotics auch noch entwickeln will.

Juliet ist nach Angaben des Herstellers die weltweit erste generische Roboterprogrammiersprache, die sicheres Echtzeit-Multitasking ermöglicht. Sie unterstützt die Beschreibung des gesamten Automatisierungssystems – Bewegungskoordination, Prozesslogik, Sensorhandhabung, Konfiguration, Benutzeroberflächen und KI-Integration – in einer leistungsstarken, ausdrucksstarken Syntax.

Romeo ist eine virtuelle Echtzeitmaschine, die für sichere Ausführung und schnelle Reaktion auf Anwendungsereignisse entwickelt wurde. Diese Laufzeitumgebung ist derzeit auf Juliet zugeschnitten und umfasst eine automatische Speicherverwaltung. Sie unterstützt aber auch alle Sprachen, die dem Romeo-Bytecode-Format entsprechen. Die Anwender können die Entwicklungstools kostenlos auf den PC herunterladen, bei Bedarf auch als integrierte Ergänzung zu Visual Studio oder Theia. Die Laufzeitumgebung Romeo steht bei Bosch Rexroth im ctrlX OS Store zum Download bereit.

Im Gespräch auf der Messe erklärte Sofie Nilsson (Foto Sofie Nilsson), Business Unit Manager und CPM, dass Juliet&Romeo im Moment auf diesen beiden Plattformen läuft. Worauf künftig noch, da ist Cognibotics sehr offen. Mit ihrer Software treffen sie auf großes Interesse, weil sie den Nerv der Zeit getroffen haben. Insbesondere jüngere Entwickler in den Unternehmen sind begeistert von den Möglichkeiten, mit Juliet&Romeo auf komfortable Weise moderne Software entwickeln zu können.

Es ist ein typisches Beispiel für den gegenwärtigen Trend der Industrie weg von monolithischen, proprietären Lösungen und hin zu offenen Standards. Statt eines Hauptakteurs, der möglichst alles bietet, viele kleinere, hochspezialisierte Akteure, deren Software über APIs mit der anderer Akteure kommuniziert und funktioniert.

Es wird Zeit, dass Anwender solcher Software und solcher Plattformen ihre Praxiserfahrungen der Allgemeinheit zugänglich machen. Ein Versuch, das zu ermöglichen, ist die Smart Automation Anwenderumfrage auf dem Nachrichtenportal Industrie-Digitalisierung. Aber auch jeder eigene Bericht eines Anwenders, ob als Text per E-Mail oder am Telefon, wird von mir in einer mit dem Autor abgestimmten Form zur Veröffentlichung gebracht.